Klettern am Saint Victoire
In diesem Jahr hatten wir uns für unsere
traditionelle Kletterfahrt nach Südfrankreich, das Klettergebiet Saint
Victoire in der Nähe von Aix en Provence ausgesucht. Ein absolut
geniales Klettergebiet, mit ca. 3000 Kletterrouten (sagt man) im
Schwierigkeitsgrad zwischen dem 2. und dem 9. Grad.
Wir
hatten das Gebiet gewählt, weil es zum Einen eine große Auswahl von
Routen gibt, zum Anderen weil die Küste nicht zu weit entfernt ist, um
mal einen Ausflug ans Mittelmeer an die Calanques zu machen. Auch schien
die Gegend für Wanderungen über und um das Massiv und für
Radtouren gut geeignet.
Für die Übernachtung hatten wir Puyloubier
gewählt. Ein kleiner Ort, am Fuße des Kalksteinmassivs. Den
Berg im Rücken hat man einen schönen Blick über die Weinfelder und auf
das Sainte Baume Massiv. Der
Zeltplatz liegt am östlichen Rand des Ortes neben einem Sportplatz und
einer Tennisanlage. Da die ersten von uns noch vor der offiziellen
Eröffnung ankamen konnten wir uns den Stellplatz aussuchen und hatten so
ein ziemlich großes Areal für uns zur Verfügung. Der Platz war aber
insgesamt wenig besucht., Vielleicht lag es an den Preisen oder es war
einfach noch nicht die Zeit.
Ostern war ja dieses Jahr
ziemlich zeitig, so daß sich die Natur noch nicht so recht entfaltet
hatte. Etwas Schade, weil das für mich eigentlich mit ein Grund ist um zu
dieser Zeit in den Süden zu fahren. Trotzdem, am Wetter gab's nichts
auszusetzen. Die ersten Nächte waren noch etwas kühl und man mußte
abends noch alle verfügbare Kleidung einbringen. Aber so nach und nach
wurde es dann erträglich.
In den ersten Tagen war natürlich erst
einmal Klettern angesagt. Wir steuerten meist den P2 an, weil hier die
Sektoren relativ dicht beieinander liegen und für jeden etwas zu finden
war. Klettertechnisch überwiegt die Reibungskletterei, aber man findet
auch genug leichte und anspruchsvolle Wände.
Puyloubier
ist ein kleiner Ort mit typischer provecealischer
Architektur dem allerdings das typische Leben auf den Straßen und
Plätzen fehlt. Momentan wird hier viel gebaut, Wochenendwohnsitze und
Ferienhäuser . Man hatte den Eindruck als wäre die angestammte
Bevölkerung zum Teil durch wohlhabende Städter und Touristen
ausgetauscht worden.
Versorgungstechnisch
war alles vorhanden. Weinhandlung, Supermärkte, Bäcker und Restaurants.
Wenn
wir auch, normalerweise Selbstversorger sind, an einem Tag während
unserer Südfrankreich Aufenthalte, gehen wir gemeinsam Essen.
Sind
auch die Orte noch so klein, man findet immer immer ein Restaurant
mit leckerer regionaler Küche.
Diesmal
waren wir etwas überrascht als uns beim Betreten des Restaurants ein
Hauch von Noblesse entgegenschlug. Eigentlich in solch kleinen
Provinzstädtchen eher unüblich. Der Kellner war auch etwas nervös, weil
eine "Horde Camper" nicht unbedingt zu seinem Stammpublikum
zählt. Wir haben uns letztendlich doch ganz gut verstanden, und das Essen
war wirklich super.
Ganz
klar, das wir auch der historischen Hauptstadt Aix en Provence
einen Besuch abgestattet haben. Man kann die Fahrt dorthin gut mit dem
Fahrrad machen. Die Strasse von Puyloubiere über St Antonin und le
Tholonet ist wenig befahren , landschaftlich reizvoll und hat auch ein
paar schöne Anstiege zu bieten.

Nach
Aix sollte man nicht zu spät fahren, sonst sind die Märkte
geschlossen und es entgeht einem das Beste. 
Es
war sehr angenehm durch die alten Gassen zu schlendern und dem Treiben auf
den Märkten zuzusehen. In Aix gibt es auch einen Kletterladen, dessen
Besuch für jeden Kletterer wohl obligatorisch ist. (Rue Jacques de la
Roque, schräg gegenüber der Kathedrale St. Sauveur).
Wenn
man in Aix ist, kommt man auch an Cezanne nicht vorbei. Der in Aix
en Provence geborene Maler hat überall in der Stadt seine Spuren
hinterlassen. Wir haben uns wenigstens das Atelierhaus an der AVENUE PAUL
CEZANNE angesehen. Das ist keine Ausstellung seiner Werke, eher ein
Treffpunkt für Cezanne Liebhaber und Ort verscheidener Veranstaltungen
rund um den Maler.
Die tief in die
Kalksteinfelsen eingeschnittenen Calanques sind die Hauptattraktion
des rauhen Küstenabschnitts zwischen Cassis und Marseille.
Hier kan man Baden, Tauchen und natürlich auch Klettern. Fährt man in
die Calanques führt das fast unweigerlich durch Marseille. Eine ziemlich
spannende Sache, wenn man keine Karte dabei hat. Wir hatten uns einen
Sektor in der Nähe des kleinen Hafen von Goudes ausgesucht. Leider war an
diesem Tag das Wetter nicht auf unserer Seite, sodaß wir keine Lust zum
Baden hatten und auch den herrlichen Blick übers Meer nicht voll
genießen konnten. 
Aber allein schon
wegen der Kletterei hat sich die Fahrt gelohnt.

Einem Tip sächsischer Kletterfreunden
folgend machte wir dann noch einen Abstecher in das Klettergebiet Chateauvert.
Man erreicht es, wenn man die Autobahn von Marseille nach Cannes bei
Brignol verläßt und ein paar Kilometer nach Norden fährt. Das Gebiet
liegt in einem kurvigen, engen Tal. Die Felsen kann man nicht übersehen,
da sie sich teilweise ziemlich nah an der Straße befinden. Der Fels ist
natürlich Kalk. Teilweise schon etwas abgespeckt, aber meistens noch ganz
brauchbar. Lochkletterei ist vorherrschend. Das
Gebiet zeichnet sich vor allem dadurch aus, daß es eigentlich für jeden
Aufgaben bietet. Es gibt sehr viele Routen in den Graden 4 bis 7a.
Leider passierte mir hier ein Mißgeschick,
womit mein Osterausflug beendet war und ich danach etwas über die
Gastfreundschaft und Pflege in einem südfranzösischen Krankenhauses
erfahren konnte.
An dieser Stelle meinen Dank an Dr. Addou
und den Schwestern des Krankenhauses "Jean Marcel" in Brignoles.
Inzwischen sind die
Wunden geheilt und ich denke das wir im kommenden Jahr wieder ein schönes
Klettergebiet in Südfrankreich finden werden.
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